Philosophie. Warum eigentlich?

Ein Interview mit Marco Wehr

Lieber Herr Dr. Wehr, Sie sind Berufsphilosoph und nehmen in dieser Rolle immer wieder sowohl an öffentlichen als auch an fachlichen Debatten teil. Dabei sind Sie in Ihrer Forschung an keine universitäre Einrichtung gebunden. Wie müssen wir uns Ihren philosophischen Arbeitsalltag vorstellen?

Meistens kreuze ich zwischen acht und neun Uhr morgens in einem Café meiner Wahl auf und frühstücke. Danach fahre ich mit dem Motorrad in mein Schreibhaus. Das liegt inmitten eines großen, halb verwilderten Gartens. Zum Auftakt lese ich ein Buch, dessen Lektüre mir Freude bereitet. Danach vertiefe ich mich in schwierige Sachen, die ich verstanden haben muss, um in meinem aktuellen Buch weiterzukommen. Im Moment ist das z.B. das Thema der Bayes-Statistik. Nach einer kleinen Pause gehts dann ans Schreiben – meist etwa 2 Stunden. Dann wird draußen ausgiebig gekocht. Nach einer kleinen Siesta ziehe ich mir Arbeitsklamotten an, ackere im Garten und kultiviere das Nichtdenken. Am späten Nachmittag gehts meistens nach Hause. Manchmal greife ich aber auch noch einmal zum Stift, wenn Vorträge, Artikel oder Radiobeiträge fertig werden müssen. Abends unterrichte im Tanzstudio oder trainiere. Danach hänge ich ab, trinke Wein und lese mit Genuss Zeitung.

Neben der Philosophie sind Sie auch ausgebildet als Physiker und Tänzer. Hat Ihnen eine Sache nicht ausgereicht oder gibt es eine Konstante, die sich durch alle Ihre Aktivitäten zieht?

Die Konstante ist tatsächlich die Philosophie, die für mich im Mittelpunkt steht. Ich muss allerdings betonen, dass Philosophie für mich eine andere Bedeutung hat, als für die meisten anderen Philosophen, die ich kenne. Natürlich macht es mir auch Spaß, abstrakte Gedanken zu wälzen und Texte für Gleichgesinnte zu verfassen. Zentral ist für mich aber der Gedanke, meinem eigenen Leben auf der Grundlage philosophischen Nachdenkens eine Form zu geben. Und diese Form ist eben nicht eindimensional wie eine Linie, sondern hat viele verschiedene Facetten. Meine Lebenswirklichkeit besteht eben nicht nur aus sprachlicher Reflektion und Artikulation, sondern auch aus einem nicht in Worte zu fassenden Körperwissen. Außerdem fasziniert mich das Erkenntnisinstrumentarium der Mathematik. Und in diesem Licht ergeben Tanz, Philosophie und Physik zumindest für mich eine sinnvolle Kombination.

Aufgrund Ihrer Doppelbegabung wurden Sie von der ZEIT als „Kopf mit Körper“ bezeichnet. Damit wird auf eine klassische Unterscheidung verwiesen, mit der Sie sich auch in Ihren philosophischen Arbeiten immer wieder beschäftigen – der Trennung zwischen „Kopf“ und „Körper“, zwischen „Geist“ und „Materie“. Wie stehen Sie zu diesem Begriffspaar?

Die Beziehung von Kopf und Körper ist für mich tatsächlich von zentraler Bedeutung. Deshalb lebe ich auch in einem bestimmten Spannungsverhältnis zur europäischen Philosophiegeschichte, die man guten Gewissens als körperfeindlich bezeichnen darf. Sollte ich Philosophen nennen, deren Denken mir fern ist, wäre unser Philosophenkönig Platon ganz vorne mit dabei. Dessen Bestreben, die Seele vom Körper zu trennen, um zu wahrer Erkenntnis zu gelangen, ist mir fremd. Für mich macht das Gegenteil Sinn. Weil unser Körper funktioniert, wie er funktioniert und in einer rückgekoppelten Wechselbeziehung mit dem Gehirn steht, denken wir, wie wir denken. Zum Glück spricht sich das in Philosophie und Kognitionswissenschaften allmählich herum – Stichwort Embodiment – sodass es jetzt mehr gleichgesinnte Mitdenker und Mitdenkerinnen gibt.

In diese Richtung stößt auch der von Ihnen mit herausgegebene Sammelband „Die Hand –Werkzeug des Geistes“. Dort wird der Gegensatz zwischen „Kopf“ und „Körper“ auf philosophischer und naturwissenschaftlicher Basis hinterfragt. Was sind denn Argumente für die Überwindung dieses Dualismus?

Am Beispiel der Hand haben Martin Weinmann und ich gezeigt, dass das Gehirn nicht einfach die Hand steuert, sondern die geniale Funktionalität der Hand eben auch mit bedingt, wie das Gehirn funktioniert. Das ist ein sich selbstorganisierendes System, wenn man in evolutionären Zeiträumen denkt. Nun ist aber die “Hand-Hirn-Schleife“ nicht nur ein anatomisches und neurobiologisches Meisterwerk, sondern hat auch für die Geisteswissenschaften Konsequenzen. Mein philosophischer Lehrer Peter Janich legt in dem Buch zum Beispiel dar, weshalb das Handwerk auch für den Philosophen mindestens so wichtig ist wie das Mundwerk. Ich selbst zeige, dass das abstrakte mathematische Stellenwertsystem – zusammen mit dem Alphabet vermutlich eine der größten geistigen Errungenschaften der Menschheit – sich mit ziemlicher Sicherheit vom Handgebrauch ableiten lässt. Das ist schon gravierend: Denn ohne das Stellenwertsystem wären die Wissenschaften und damit auch Teile der Philosophie, wie wir sie heute kennen, undenkbar.

Um menschliche Kognition geht es auch in Ihrem Buch „Welche Farbe hat die Zeit – Wie Kinder uns zum Denken bringen“. Dort betonen Sie den kindlich-spielerischen Aspekt des Denkens. Sind Kinder die besseren Philosophiestudent*innen?

Wenn kluge Philosophen sich dadurch auszeichnen, kluge Fragen zu stellen, anstatt mittelmäßige Antworten zu geben, dann sind Kinder ohne Zweifel philosophische Schwergewichte. Ich habe mehr als einen Intellektuellen gesehen, der durch eine tiefgründige Kinderfrage aus seinem Ideenhimmel stürzte und hart auf dem Boden der Tatsachen aufschlug. Mich hat es ja auch ein paar Mal erwischt. Das Buch „Welche Farbe hat die Zeit“, das von mir als Philosophieverführer gedacht ist, war übrigens das Ergebnis einer Schaffenskrise. Ich hatte eigentlich 10 Jahre an einem Roman geschrieben, dessen Veröffentlichung schon in trockenen Tüchern schien. Dann bin ich mit meinem Lektor Opfer einer kleinen verlagsinternen Intrige geworden und das Projekt wurde gekippt. Nach dieser Nachricht wollte ich das Buch nicht mehr weiterschreiben. Ich bin dann wochenlang durch den Wald gelaufen, um zu überlegen, was ich machen soll. Schließlich habe ich beschlossen, einfach über das zu schreiben, was mich in diesem Moment am unmittelbarsten betraf. Das war meine kleine Tochter Naima, die mich permanent mit ihren Fragen aus dem Gleichgewicht brachte. Mir lag es dann am Herzen herauszuarbeiten, dass Eltern von Ihren Kindern intellektuell ungemein bereichert werden. Das war mir sehr wichtig, weil mir das permanente Gejammer, dass Kinder einem die Freiheit nehmen, auf die Nerven gegangen ist. Das hat sich bis heute nicht verändert.

Was macht gutes Denken eigentlich aus philosophischer Perspektive aus? In einem Ihrer FAZArtikel „Wie die Wissenschaft das Denken verlernt“ kritisieren Sie, dass die Wissenschaft sich dem Verdichten von Wissen in Theorien den Rücken kehrt und lediglich großangelegte Datenanalysen betreibt. Brauchen wir ein neues Verständnis von Wissen und Wissenschaft?

Das Durchforsten riesiger Datenmengen mit Wissenschaft zu verwechseln, ist natürlich verlockend, weil sich die Korrelationen, wenn man die passenden Algorithmen anwendet, ja quasi von selbst ergeben. Normalerweise kommt an der Stelle nun der Satz “Korrelationen sind keine Kausalitäten“. Aber den lasse ich weg, da ich bis dato nicht verstanden habe, was Kausalität ist und ich auch noch keine Darstellung gelesen habe, die mir hätte helfen können, diese Erkenntnislücke zu schließen. Aber natürlich bedürfen Korrelationen einer sorgsamen Interpretation, sonst sind sie wertlos. Man könnte sonst Brot für tödlich halten, weil es bei fast jedem Toten im Bauch gefunden wurde – eine beinahe hundertprozentige Korrelation! Oder Speiseeis als Ursache für Waldbrände halten. Denn immer, wenn es viel gegessen wird, ist die Waldbrandgefahr besonders hoch. Wenn man nun eine solche Art von Voodoowissenschaft ausschließen möchte, dann muss man darüber nachdenken, warum zum Beispiel Wälder in den Zeiten häufig brennen, in denen viel Eis gegessen wird. Und das hat dann wohl mit der Hitze zu tun. Und die Hitze sorgt dafür, dass Wasser verdunstet und das macht Gegenstände leichter entzündlich, weil bestimmte exotherme Reaktionen leichter in Gang kommen – und, und, und. Und damit ist man eben doch wieder bei der Theorie. Und für Theorien haben wir natürlich Qualitätsmaßstäbe. Besonders faszinieren uns die, bei denen sich aus der kompakten Form, das ist die größtmögliche Verdichtungsstufe des Wissens, ein fast unendlicher Reigen von Phänomenen ableiten lässt. Ich denke da zum Beispiel an die Maxwell-Gleichungen der Elektrodynamik. Schöner gehts nicht! Und die Maxwell-Gleichungen haben im Vergleich zu einem Wust algorithmisch generierter Korrelationen dann doch noch eine andere Qualität.

Apropos Wissen: Die Philosophie könnte ja auch als eine Wissenschaft betrachtet werden, die
Theorien entwickelt und zu Ergebnissen kommt. Worin aber besteht philosophisches Wissen –
und welchen Nutzen hat es?

Hier muss ich ein bisschen Schmunzeln, vielleicht bin ich für diese Frage zu sehr Naturwissenschaftler. Ist Philosophie tatsächlich eine Wissenschaft? Für mich gehört zur Wissenschaft, besonders die “Personenunabhängigkeit“. Egal, wer zum Beispiel ein Experiment ausführt, wenn er sich exakt an die Experimentalanweisungen hält und normierte Messinstrumente wählt, dann kann er ein Experiment wiederholen und wird zu vergleichbaren Ergebnissen kommen. In einem solchen, vielleicht reduzierten Wissenschaftsverständnis haben charismatische Persönlichkeiten, die Kraft ihrer eingebildeten geistigen Potenz einen Anspruch auf Wahrheit anmelden, keinen Platz. Wenn der hinter seinem Schirm sitzende Pythagoras murmelt, dass er bei seinen nächtlichen Spaziergängen hört, wie die Planeten durch das All rauschen, dann faselt da für mich ein Guru und kein Wissenschaftler. Vergleichbare Bauchschmerzen bekomme ich bei Platons Idee des Guten oder Berkeleys Gedanken im Geiste Gottes. Natürlich gibt es in der modernen Philosophie stärkere Tendenzen zur Systematisierung. Aber ist das eine Wissenschaft? Ich weiß nicht…

In der Geschichte wurde unter der „Philosophie“ ja auch Verschiedenes verstanden. Philosophen wurden sowohl als Naturforscher wie auch als Theologen gesehen, manchmal als Mathematiker, noch öfter vielleicht als verarmte und sozialkritische Träumer… Was, glauben Sie, könnte das Bild und die Rolle der Philosoph*innen heute sein? Worin sehen Sie Ihre eigene Aufgabe als Berufsphilosoph?

Ich möchte eine etwas paradox anmutende Antwort wagen: Ich glaube wir leben im Zeitalter der Philosophie, nur fällt es fast niemandem auf. Tatsächlich haben die meisten der aktuellen Probleme einen starken philosophischen Bezug. Wir müssen zum Beispiel entscheiden, welche Art des technologischen Wandels wir wollen. Diese Frage lässt sich nur beantworten, wenn wir auch ein von philosophischen Überlegungen beeinflusstes Koordinatensystem von Werten entwerfen, in welchem wir solche Entwicklungen und ihre wahrscheinlichen Folgen verorten können, um dann zu entscheiden, welche möglichen Entwicklungen wir erstreben und welche nicht. Auch die Frage, wie wir uns gesellschaftspolitisch entwickeln wollen, ist nur auf der Grundlage philosophischer Überlegungen machbar. Die Notwendigkeit, philosophisch zu reflektieren ist also da, die Einsicht in diese Notwendigkeit leider nicht. Noch immer spielen Autokraten wie Trump, Erdogan, Putin oder Xi Jinping auf der alten Klaviatur der Macht. Es ist Zeit, dass sich diese Art fossilen Denkens ändert. Wir brauchen Lösungen für den einen Planeten Erde und zwar schnell.

Und damit wären wir bei einer philosophischen Graswurzelrevolution. Jeder Mensch kann, auch wenn diese Form der Selbstverantwortung aus der Mode gekommen ist, für sich selbst entscheiden, wie er sein Leben gestalten möchte. Wenn man in diesem Zusammenhang die Bücher antiker Philosophen in die Hand nimmt, dann offenbart sich, dass uns diese Denker, was die individuelle Formung des Lebens angeht, um Lichtjahre voraus waren. Leider ist dieses Wissen aus der Mode gekommen. Der Bereich der Lebenskunst ist zu einer Marginalie verkommen. Nur die Technik hat sich mit Siebenmeilenstiefeln entwickelt. Diese gegenläufige Entwicklung halte ich für problematisch. Denn das Wissen um die Zusammenhänge von philosophischer Einsicht, Übung(!) und daraus resultierenden Lebensformen kann tatsächlich zu einem erfüllteren Leben führen. Dieses Wissen muss deshalb nach meinem Verständnis reanimiert werden. Es ist hochaktuell und wird sogar durch neue Erkenntnisse aus der Neurobiologie gestützt. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass dieses Wissen nicht nur heilsame persönliche Konsequenzen hat, sondern gehörigen gesellschaftlichen Sprengstoff birgt. Wenn das Covergirl von Fridays for Future, Luisa Neubauer, und die sich selbst stilisierenden Aktivisten von Ende Gelände zum System Change aufrufen, um den Climate Change zu schaffen, dann sind sie für mich auf dem falschen Dampfer. Da hilft es, ein Geschichtsbuch in die Hand zu nehmen. Welches sozialistische System hat es je geschafft, umweltverträglich zu produzieren? Die UDSSR, China, Nordkorea, die DDR, Venezuela? In der Geschichte der BRD gab es nur einen Moment, in dem die CO2- Emissionen nennenswert gefallen sind: als man die Dreckschleudern der DDR nach dem Mauerfall außer Betrieb gesetzt hat. Von Maos verschrobener Theorie, dass jeder seinen eigenen Stahlofen im Hinterhof haben sollte, will ich hier gar nicht reden.

Statt einen System Change zu proklamieren, würde ich für einen Philosophical Change plädieren. Tatsächlich braucht es ja recht wenig, vorausgesetzt man bleibt von einschneidenden Schicksalsschlägen verschont, um recht zufrieden leben zu können. Dazu sind weder große Häuser, fette Autos noch wöchentliche Fernreisen notwendig. Im Gegenteil. Die meisten Dinge liegen sozusagen “auf der Straße“. Freundschaften, Liebe, die Hingabe an eine Tätigkeit, die einen mit Freude und Sinn erfüllt. Klingt banal. Nur ist die Einsicht leider etwas anderes als die Umsetzung. Die hat es in sich. Das sind lebenslange Lernprozesse. Und Philosophen wissen ja, was die Worte Meditation1 und Askese2 in ihrem Ursprung bedeuten. Ich möchte aber jeden Menschen ermuntern, sich auf den Weg zu machen und das Leben als etwas zu begreifen, das sich in langer Übung gestalten lässt. In diesem Bild ist der Alltag mit seinen wahnwitzigen Wirrnissen die absolute Königsklasse der Philosophie – und nicht das Verfassen dicker, schwer verständlicher Wälzer, die man für Kollegen schreibt, die dicke, schwer verständliche Wälzer schreiben.

Unterm Strich hätte der Philosophical Change gravierende Konsequenzen. Die Menschen würden sich in höherem Maße als Gestalter ihrer eigenen Lebenswirklichkeit begreifen. Und das alte philosophische Thema, dass das Glück eher in uns selbst als in massiven äußerlichen Stimuli zu suchen ist, hätte große Auswirkungen auf unseren Lebensraum, da die umweltzerstörende Konsumlogik in diesem Denken obsolet wird. Die Erde würde es uns danken. Das und noch viel mehr steckt für mich in der Philosophie.

Das Interview wurde von Tizia Rosendorfer und Maximilian Priebe geführt.


Dr. Marco Wehr studierte Chemie, Physik und Philosophie in Tübingen. Er machte seine Diplomarbeit über die „Beziehung des Gödelschen Unvollständigkeitsbeweises zum endophysikalischen Beobachtungsproblem“. Anschließend promovierte er in Philosophie bei Peter Janich mit einer wissenschaftstheoretischen Kritik an der Chaostheorie. Gleichzeitig ist Marco Wehr international erfolgreicher Tänzer. Wegen seiner ungewöhnlichen Doppelbegabung wurde er von der ZEIT als „Kopf mit Körper“ bezeichnet. Seine Arbeitsschwerpunkte als Autor und Redner sind Fragen der Voraussagbarkeit sowie die Beziehung von Gehirn und Körper. Seine bisher erschienenen Bücher waren auf den Bestenlisten. Seine Essays für die FAZ, die sich kritisch mit der Mathematisierung der Welt befassen, wurden mehrfach für den Henri-Nannen-Preis nominiert. Marco Wehr ist Gründer und Leiter des Philosophischen Labors.


1 [Anmerkung der Red].: Die „Meditation“ kann etymologisch zurückgeführt werden auf das Altgriechische
μέδομαι (medomai) – „denken, sinnen“
2 [Anmerkung der Red].: Der Begriff Askese lässt sich auf das Altgriechische ἀσκεῖν (askeín) – üben – zurückführen.

2 Kommentare zu „Philosophie. Warum eigentlich?

  1. Ja:
    …wir leben im Zeitalter der Philosophie
    Wer ist dieses „wir“..?
    …wenn wir auch ein von philosophischen Überlegungen beeinflusstes Koordinatensystem von Werten entwerfen, in welchem wir solche Entwicklungen und ihre wahrscheinlichen Folgen verorten können, um dann zu entscheiden, welche möglichen Entwicklungen wir erstreben und welche nicht. Auch die Frage, wie wir uns gesellschaftspolitisch entwickeln wollen, ist nur auf der Grundlage philosophischer Überlegungen machbar.
    Ja:
    Noch immer spielen Autokraten wie Trump, Erdogan, Putin oder Xi Jinping auf der alten Klaviatur der Macht. Es ist Zeit, dass sich diese Art fossilen Denkens ändert.
    Ja:
    Wir brauchen Lösungen für den einen Planeten Erde und zwar schnell.

    Wer „macht““ Die Technik“ und was sagt „der/die“ zum Change der Technik?
    …Nur die Technik hat sich mit Siebenmeilenstiefeln entwickelt. Diese gegenläufige Entwicklung halte ich für problematisch.

    Ja, und wer bringt das Wissen unters Volk?
    ….Denn das Wissen um die Zusammenhänge von philosophischer Einsicht, Übung(!) und daraus resultierenden Lebensformen kann tatsächlich zu einem erfüllteren Leben führen. Dieses Wissen muss deshalb nach meinem Verständnis reanimiert werden. Es ist hochaktuell und wird sogar durch neue Erkenntnisse aus der Neurobiologie gestützt.

    Wer setzt den Unterschied fest und trennt das eine vom anderen?? wenn Sie sagen:
    …Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass dieses Wissen nicht nur heilsame persönliche Konsequenzen hat, sondern gehörigen gesellschaftlichen Sprengstoff birgt.
    Höre ich da etwa „ihr besseres Wissen vom Change heraus?
    …Wenn das Covergirl von Fridays for Future, Luisa Neubauer, und die sich selbst stilisierenden Aktivisten von Ende Gelände zum System Change aufrufen, um den Climate Change zu schaffen, dann sind sie für mich auf dem falschen Dampfer.

    Folgt denn aus dem einen nicht gleich auch das andere? Oder können wir es uns leisten, philosophisch zu „träumen und das „System“ gewähren lassen. PS: Was und wer ist „das System? wenn sie schreiben :
    …..Statt einen System Change zu proklamieren, würde ich für einen Philosophical Change plädieren.

    PS: Ich schlage vor, das zum Philosophischen Change auch die Nennung von Ross und Reiter gehört. Das muss ja dann nicht, wie bisher in eine zwei Frontentheorie ausufern. Viele Rosse und Reiter sind sicherlich einsichtig.

  2. PS:

    „Wir dürfen nicht glauben,
    man finde die Philosophie
    immer nur auf Lehrstühlen (catere),
    immer nur an Hochschulen (scuole),
    immer nur in akademischen Streitgesprächen.
    Sehr oft findet man sie
    in der Brust von Männern und Frauen.“

    Giovanni Boccaccio (1313-1375): Zitiert nach Flasch 1992: Giovanni Boccaccio. Poesie nach der Pest. Der Anfang des Decameron Italienisch-deutsch. (Übersetzung von Kurt Flasch).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert